Einführung/Hilfe
RSS-Feed
|
| Titel: |
Freundschaft und Verrat - Freunde, Kameraden, Genossen im 20. Jahrhundert |
| Beginn: |
19.11.2010 17:00 |
| Karte: |
Bei Google Maps anzeigen |
| Beschreibung: |
Dr. Rainer Jehl, Philosoph, Kaufbeuren
Seminar vom 19.-21. November 2010
Schon die bürgerliche Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts konnte der in individueller Freiheit geschlossenen Freundschaft nur wenig abgewinnen. Gleichwohl behält in dieser Zeit das aus der Antike wie der Romantik gespeiste Ideal der Freundschaft seine Attraktivität und latente gesellschaftliche Sprengkraft. Letztere erweist sich geistig in philosophisch-psychologischen In-Frage-Stellungen der bürgerlichen Werteordnung etwa bei Friedrich Nietzsche oder Sigmund Freud sowie gesellschaftlich in antibürgerlichen Freundesbünden, die von der Jugendbewegung über experimentelle Ausbruchversuche aus der vorherrschenden gesellschaftlichen Norm bis zu so elitären Freundeskreisen wie dem um Stephan George reichen. Selbst im Herzen des kapitalistischen Wirtschaftsbürgertums entstehen aus der erkannten Notwendigkeit einer Humanisierung der Gesellschaft heraus Formen der Freundschaft, wie sie etwa in den aus Amerika stammenden Service-Clubs Gestalt gefunden haben.Dennoch gelingt es diesen geistigen wie sozialen Neuansätzen nach dem Zusammenbruch der bürgerlichen alten Ordnung im Gefolge des ersten Weltkrieges nur schwer, sich von den aufkommenden totalitären Bewegungen nicht vereinnahmen zu lassen. Das Ideal des Freundes wird aufgesogen von den konformistischen Konzepten des Kameraden und des Genossen. Unter dem Druck der totalitären Vereinnahmung und Uniformierung des Individuums, bleibt diesem als letzter Ausweg der Verrat, wie er sich im Typus des Deserteurs oder Dissidenten zeigt.Die auch nach dem Zweiten Weltkrieg fortschreitende soziale Erosion von Autoritäten in Staat, Kirche und Verbänden sowie die Auflösung traditioneller Lebensformen (etwa Ehe oder Familie) stellt nun das allein gelassene Individuum (siehe das Phänomen des Singles) angesichts seiner existentiellen Überforderung vor die Herausforderung nicht nur neue Formen richtigen Lebens zu suchen, sondern sein Bedürfnis nach sozialer Bindung in angemessenen Formen zu finden. Es gibt neuerdings Philosophen und Humanwissenschaftler der verschiedensten Richtungen, die dabei dem alten Modell der Freundschaft eine große Bedeutung zumessen. |
| Veranstaltungsort: |
| Adresse: |
Kloster Irsee Klosterring 4 87660 Irsee |
| Veranstalter: |
| Adresse: |
Schwabenakademie Irsee (Allgäu) Dr. Sylvia Heudecker |
| Telefon: |
08341 / 906 665 |
| E-Mail: |
heudecker@kloster-irsee.de |
| Homepage: |
http://www.schwabenakademie.de |
|